Rita Hester

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Rita Hester (1963-1998)

Der erste TDOR wurde im Jahr 1999 abgehalten – als Antwort auf den Tod von Rita Hester. Rita Hester war eine Schwarze trans* Sexarbeiterin. Freund*innen und Verwandte erinnern sich, dass sie gerne verreiste und exotische Tiere mochte – zum Beispiel hatte sie eine Königsboa. In Beschreibungen von ihrer Persönlichkeit taucht immer wieder auf, dass sie eine Energie mit sich brachte, die sich leicht auf andere Menschen übertrug. Sie war in ihrer Community geliebt und wurde auch von ihrer Herkunftsfamilie betrauert. Als sie noch am Leben war, hatte Rita versucht, ihr Geschlecht für ihre Familie verständlich zu machen, war aber nur zu einem gewissen Grad erfolgreich dabei gewesen: Sie sprachen sie auch lange nach ihrem Tod noch mit den falschen Pronomen an.
Nachdem Rita Hester im November 1998 in ihrer Wohnung erstochen wurde, organisierte die trans* Community in Boston Trauer- und Erinnerungsveranstaltungen für sie. Dazu gehörte auch ein Benefizkonzert. Die Einnahmen davon wurden genutzt, um die Kosten von Ritas Beerdigung zu decken. Die mediale Berichterstattung über Ritas Tod war, wie so oft, unterirdisch. Immer wieder wurde sie misgendert, falsche Begriffe benutzt und das Narrativ eines Doppellebens konstruiert. Als trans* Aktivist*innen, unter anderen Nancy Nangeroni, diese Entwürdigungen kritisierten, kam es wiederum zu Backlash ihnen gegenüber: ihnen wurde vorgeworfen, sich in Sprache festzubeißen; in Worten, die nach der Meinung dieser Gegenstimmen keine Macht hätten. All diese Ereignisse wurden von Nancy Nangeroni in einem Blogpost unter „gendertalk.com/language-of-respect“ festgehalten.
Obwohl der Mord nie aufgeklärt wurde, gehen die meisten Menschen davon aus, dass Transfeindlichkeit das Motiv war. Dass der Tod nicht aufgeklärt wurde, liegt auch daran, dass die Polizei nicht viel nachgeforscht hat. Ritas Schwester berichtete, das Gefühl zu haben, die Polizei würde sich nicht für den Fall interessieren.
Als Folge von Rita Hesters Tod wurde das Online-Projekt „Remembering our Dead“ gestartet, aus dem später der Trans Day of Remembrance hervorging.

Quellen:

Rita Hester’s Murder and the Language of Respect


https://www.opendemocracy.net/en/5050/who-was-rita-hester/
https://www.wbur.org/news/2020/07/15/two-decades-after-her-death-rita-hesters-family-reflects-on-her-spirit

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The first TDOR was held in 1999 – in response to the death of Rita Hester. Rita Hester was a Black trans* sex worker. Friends and relatives recall that she liked to travel and she liked exotic animals – she, for example, had a king boa. In descriptions of her personality, it repeatedly emerges that she carried an energy that easily transferred to others. She was beloved in her community and was also mourned by her family of origin. When she was alive, Rita had tried to make her gender understandable to her family, but had only been successful to a certain extent: They continued to address her by the wrong pronouns long after her death. After Rita Hester was stabbed to death in her apartment in November 1998, the trans* community in Boston organized mourning and memorial events for her. This included a charity concert. The proceeds from this were used to cover the costs of Rita‘s funeral. Media coverage of Rita‘s death was, as is often the case, incredibly bad. Time and time again, she was misgendered, incorrect terms were used, and the narrative of a double life was constructed. When trans* activists, including Nancy Nangeroni, criticized these degradations, backlash against them ensued in turn: they were accused of getting stuck in language; in words that, according to these dissenting voices, had no power. All of these events were chronicled by Nancy Nangeroni in a blog post at „gendertalk.com/language-of-respect.“
Although the murder was never solved, most people assume that trans-hostility was the motive. Part of the reason the death was never solved is because the police did not investigate much. Rita‘s sister reported feeling that the police were not interested in the case.
As a result of Rita Hester‘s death, the online project „Remembering our Dead“ was started, which later became the Trans Day of Rememberance.