Liebe Alle,
Anfang Juni wurde ein offener Brief an das MeeTIN* Up Kassel veröffentlicht (1). In dem Brief wird von gewaltvollem Verhalten durch Personen von und aus dem Umfeld von MeeTIN* Up berichtet.
Seitdem wir davon mitbekommen haben, beschäftigt uns der Brief sowohl als Einzelpersonen als auch als Gruppe sehr. Wir fragen uns, wie eine solidarische Auseinandersetzung mit den Vorwürfen, die in dem Brief geäußert werden, gestaltet sein kann. Und wir fragen uns, wie wir gemeinsam als tinqa* und queere Communities über Gewalt in unseren Strukturen sprechen können.
Der Brief und die Kritik darin ist verwoben mit den Konflikten der letzten Jahre. Konflikten, in denen transfeindliche und sexarbeitsfeindliche Positionen vertreten und sich mit transfeministischen Anliegen entsolidarisiert wurde. Manchmal fällt es uns schwer unsere Erfahrungen in diesen Konflikten von dem Brief zu trennen.
Dennoch und gerade deswegen: Die bestehende Transfeindlichkeit und Transmisogynie innerhalb linker, feministischer und auch queerer Strukturen darf nicht dazu führen, dass wir Gewalt in unseren Communities und Strukturen verleugnen! Wir müssen und wollen uns fragen, welche unserer Strukturen Gewalt fördern, wie wir kollektiv(er) auf Gewalt reagieren und was wir ändern können, um Gewalt zu minimieren. Und das betrifft nicht nur die Strukturen oder Personen aus dem (Umfeld vom) MeeTIN* Up.
Der offene Brief wurde anonym und ohne Kontaktmöglichkeiten durch die Gruppe „Lila – FLINTA* United Kassel“ veröffentlicht. Wir verstehen, dass es Gründe dafür gibt. Beim Lesen bleiben uns jedoch viele offene Fragen und wir wünschen uns Austausch und Antworten. Wir wissen, dass es auch manch anderen so geht.
Wir haben verschiedene Dinge überlegt. Eine Idee war eine E-Mail-Adresse einzurichten an die Menschen sich wenden können, um Erfahrungen zu sammeln und Gewalt aufzuarbeiten. Wir sind zugleich unsicher, ob wir der Verantwortung, die damit verbunden wäre, gerecht werden könnten. Wir können keine Prozessbegleitung von Einzelpersonen leisten, aber wir wollen die Vorwürfe ernstnehmen und wahrnehmen. Wir haben auch überlegt zu einem Treffen für tinqa* Personen einzuladen, um über Möglichkeiten zu sprechen, wie wir der Gewalt in unseren Communities begegnen können. All das braucht mehr Vorbereitung, mehr (auch emotionale) Kapazitäten, mehr Zeit.
Wir wollen irgendwo beginnen und handeln. Deswegen möchten wir als ersten Schritt dich und euch zu einem Austauschtreffen einladen. Wir wollen darüber sprechen, wie es uns mit dem Brief geht, was wir uns für eine Auseinandersetzung wünschen, was mögliche nächste Schritte sein könnten. Wir wollen unser Wissen über die geäußerte Kritik teilen und zusammentragen.
Eingeladen sind alle, die sich mit dem Brief und den Vorwürfen auseinandersetzen wollen und die Kritik an gewaltvollem Verhalten ernstnehmen!
Wir bitten dich nicht zu dem Treffen zu kommen, wenn du denkst, dass sich einzelne Vorwürfe aus dem Brief direkt an dich richten. Wir wollen nicht, dass du kommst, wenn du in den letzten Jahren in den Konflikten transfeindlich, transmisogyn und sexarbeitsfeindlich aufgetreten bist, oder dir das vorgeworfen wurde und du nicht bereit dazu bist, dich damit auseinanderzusetzen. Komm nicht, wenn du Teil vom „Bündnis für Vielstimmigkeit“ bist. Wenn du unsicher bist, ob du eingeladen bist, schreib uns und wir versuchen gemeinsam rauszufinden, was gut wäre.
Wir möchten auch euch „Lila – FLINTA* United Kassel“ explizit zu diesem Treffen einladen. Wenn ihr euch nicht in diesem Rahmen oder generell nicht treffen möchtet, freuen wir uns, wenn ihr uns (anonym) schreibt. Wir können besprechen, was für einen möglichen Austausch notwendig sein könnte.
Wenn du und ihr Interesse an einem Treffen habt, schreibt uns eine E-Mail bis zum Samstag, 9. August. Wir versenden dann eine Terminumfrage an alle Interessierten. Das Treffen wird in Präsenz stattfinden und 2 Stunden dauern. Wir schicken allen Interessierten vorher noch Informationen zum Rahmen und Raum. Schreib uns gerne auch, wenn du Fragen hast.
Unsere E-Mail-Adresse lautet: queerkassel[at]riseup.net
Mit solidarischen Grüßen,
qrew Kassel (2) & friends
(1) Link zum Brief: https://de.indymedia.org/node/514488
(2) Link zu unserer Website: https://qrewkassel.noblogs.org