Redebeitrag gegen den Kongress für „Sexualethik und Seelsorge“ 22.-24.Mai 2014 in Kassel

Redebeitrag der queeren-polit Gruppe aus Kassel gegen den Kongress „Sexualethik und Seelsorge“ von Weißes Kreuz e.V. vom 22.-24.Mai in Kassel:

Wir sind heute hier um gegen den Kongress „Sexualethik und Seelsorge zu demonstrieren. Der Kongress wird vom Weißen Kreuz, einem fundamentalistischen Verein im Diakonischen Werk, organisiert und durchgeführt. In den verschiedenen Seminaren werden Trans*- und Homofeindlichkeit, Antifeminismus und Sexismus propagiert. Homosexualität und Trans* wird als sogenannte „sexuelle Identitätsstörung“, die in Folge von Familienproblemen und Missbrauch entstehe, dargestellt. Die Referent*innen des Kongresses berufen sich dabei auf die Bibel und predigen ganz nebenbei ein konservatives sexistisches Frauenbild.


Wir finden diese Einstellungen scheiße! Deshalb sind wir heute hier um unsere Kritik daran zu äußern und laut dagegen anzugehen. Wir sind weder krank, noch möchten wir so dargestellt werden.
Im Vorfeld des Kongresses gab es Vorbereitungstreffen um unseren Protest gegen den Kongress zu organisieren. Zu dem 1. Treffen unseres Bündnisses erschienen – uneingeladen – auch zwei Vertreter des Weißen Kreuzes. Da sie auf diesem Vorbereitungstreffen nichts zu suchen hatten, wurden sie gebeten zu gehen. In Folge dessen wird uns nun vom Weißen Kreuz Diskriminierung vorgeworfen. Diese perfide Taktik der Fundamentalist*innen können wir nicht hinnehmen!
Unser Interesse liegt nicht in Gesprächen mit den christlichen Fundamentalist*innen. Wir empfinden ihr Sprechen und Handeln als diskriminierend und gewaltvoll! Diese Kackscheiße müssen wir uns nicht geben!
Unsere Kritik richtet sich allerdings nicht nur gegen den heutigen Kongress. Dieser findet nicht im Luftleeren Raum statt, sondern in einer gesellschaftlichen Struktur, die in vielen Teilen von Sexismus, Trans*- und Homofeindlichkeit geprägt ist. Lesbische und schwule Menschen werden meist nur dann toleriert, wenn sie sich der allgemein heterosexuellen Norm unterordnen. Inter*, Trans* und Queers, die dieser Norm nicht folgen wollen oder nicht folgen können, werden weiterhin belächelt, diskriminiert oder haben verbale, psychische und physische Gewalt und soziale Ausgrenzung zu befürchten.
Für uns bedeutet queer nicht nur eine Vielfalt verschiedener sexueller Identitäten, sondern auch ein Erkennen und Aufzeigen von verknüpften Diskriminierungsmechanismen, wie zum Beispiel Gender, Sexualität, Befähigung, Race oder Class.
Diskriminierung ist immer ein Mittel um Herrschaft aufrecht zu erhalten. Die Herrschaft derer, die gesellschaftlich privilegiert und anerkannt sind, insbesondere weißer, deutscher, heterosexueller Cis-Männer.
Dies ist nicht immer ein bewusster Prozess, sondern basiert auf der Sozialisation in einer patriarchalen Gesellschaft. Somit werden verschiedene privilegierte Positionen nicht hinterfragt. Es ist bequem, sich nicht mit den eigenen Privilegien auseinander zu setzten.
Es reicht also nicht, nur heute für Inter*, Trans*, Queers, Bis, Lesben und Schwule auf die Straße zu gehen! Nicht nur gegen den Sexismus und Antifeminismus des Weißen Kreuzes gilt es, sich einzusetzen! Auch alle anderen Formen von Normativität und Herrschaft in dieser Gesellschaft müssen aufgelöst werden!

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!

Für ein emanzipiertes Zusammenleben und queere Gesellschaft!