qrewlumne V – der ganz normahle Wansinn

Zwischen taff Sein und Verletzbarkeit

Als politisch aktive queere, femmes, nicht-binäre, trans*, lesbische, bisexuelle, … Personen sind wir regelmäßig verschiedenen Formen von Diskriminierung ausgesetzt. Ob durch die falsche Anrede an der Supermarktkasse, sexistische, trans*- oder queerfeindliche Sprüche und/oder durch ein Nichtgesehenwerden, nicht Ernstgenommenwerden der eigenen Identität.

In unserem jahrelangen politischen Aktivismus haben wir viel Wissen erworben: über strukturelle Verhältnisse von Ungleichheit und Macht, über die Funktionen und das Funktionieren von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit, von den permanenten Verbindungen zu anderen Kategorien, auf Grund derer Menschen diskriminiert werden oder Gewalt erfahren. Wir haben gelesen, diskutiert und recherchiert, wir haben politische Positionen formuliert, Forderungen entworfen und uns immer wieder verändert. Wir haben queerfeministische Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit geleistet, für uns selbst und für alle anderen. Wir haben (uns) safere Räume geschaffen, und auch Räume genommen. Unser politischer Aktivismus hat uns nicht nur Kraft gegeben, mit Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen (manchmal) einen Umgang zu finden, sondern uns auch ge- und bestärkt.

Politischer Aktivismus schafft und fordert Aktivität, Handlungsfähigkeit, Beständigkeit, Bewegung, und Widerstandsfähigkeit. Aber was, wenn wir all das mal nicht sind? Wenn wir stattdessen müde, verletzt, hilflos, resigniert, gelähmt, enttäuscht, wütend,… sind?

Wir fragen uns:
Wer ist verletzbar und wer darf verletzbar sein?
Wer spricht wo über persönliche Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen, wer wo nicht?
Wer hört zu und wer schaut weg?
Wer weint, wer flucht, wer schreit, wer zieht sich zurück?
Wer wird dabei wahr- und wessen politischer Aktivismus ernst genommen?
Und wo ist der Platz, an dem diese Fragen diskutiert werden können?

Lasst uns eine Umgebung für einen langfristigen Aktivismus schaffen, um nicht irgendwann zu resignieren und in eine entpolitisierte Bürgerlichkeit oder in (unpolitische) Lohnarbeit zu fliehen. Eine Umgebung, in der in Lohn- und Reproduktionsarbeit steckende Personen entlastet werden. Lasst uns Räume schaffen, in denen wir solidarisch sein können für uns und für andere. Lasst uns darüber reden, wie wir in Kassel (gruppeninterne und -übergreifende) Support-Strukturen und Räume schaffen, in denen wir unsere Müdigkeit, Verletztheit, Hilflosigkeit, Resignation, Lähmung, Enttäuschung, Wut,… miteinander teilen!

Diese Gefühle sind nicht das Andere von politischem Aktivismus. Auch sie gehören dazu. Auch sie sind politisch!