Care-Blöckchen // 1.Mai // 10Uhr // Philipp-Scheidemann-Haus Kassel

wir unterstützen folgenden aufruf:

Von der Krise der sozialen Reproduktion zur Care Revolution!

In der aktuellen Krise leben und arbeiten viele unter Druck: Zeitstress und Angst vor einer ungewissen Zukunft bestimmen den Alltag. Einige müssen immer mehr arbeiten, andere finden keine Jobs oder haben trotz Job nicht genug zum leben. Hinzu kommt die Sorge um sich und andere: Kinder, Alte, Kranke, Freund_innen, Angehörige. Erholung, Muße und die Möglichkeit, Gesellschaft mit zu gestalten, scheinen für immer mehr Menschen unerreichbar. Die Sparmaßnahmen, die als einzige angebliche Lösung zur Krise des Kapitalismus präsentiert werden, untergraben die Errungenschaften emanzipatorischer Kämpfe.

Viele sind von Armut, Gewalt oder struktureller und individueller Diskriminierung be-troffen. Für Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus steht fast alles unter Vor-behalt. Herrschende Vorstellungen davon, wie Menschen zu sein haben, greifen weit ins Leben ein. Menschen, die dem nicht entsprechen, erfahren Unsicherheit und werden von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Ein Gutes Leben sieht definitiv anders aus!

Öffentliche Dienstleistungen wie KiTa, Schule, medizinische Versorgung, Assistenz und Pflege aber auch Wohnen müssen immer mehr privat finanziert werden. In guter Qualität werden sie zu einem Privileg der Reichen. Zwei-Klassen-Medizin und ein privatisiertes Versicherungssystem entscheiden über die Gesundheit der einzelnen – manchmal über Leben und Tod. Mietexplosion und die Privatisierung öffentlichen Raums führen dazu, dass Menschen aus ihren
Wohngebieten und Lebensumfeld ver-drängt werden. Soziale Ausschlüsse werden dadurch verstärkt.

Für die Sorge um uns und andere fehlen Zeit und Wertschätzung. Wo Sorgearbeit als Erwerbsarbeit geleistet wird, steht sie unter Kostendruck, ist der kapitalistischen Pro-fitlogik unterworfen. An allem wird gespart: Löhne werden gedrückt, Zeit und materielle Absicherungen knapp gehalten. Der größte Teil der Sorgearbeit wird weiterhin unbezahlt geleistet – bleibt gesellschaftlich unsichtbar.

Wegen der mangelhaften öffentlichen Versorgung wird Sorgearbeit wieder in die Haushalte verschoben. Ihre zwi-schenmenschliche Qualität muss sich aber auch hier gegen zeitlichen und finanziellen Druck sowie Überforderung behaupten. Damit wird sie zur Doppelt- und Dreifachbelastung.
Wer für wen sorgt, wie gut jemand für sich und andere sorgen kann, und wer wie viel Lohn und Anerkennung für geleistete Sorgearbeit erhält all das ist entlang von Herrschaftsverhältnissen organisiert: Beispielsweise wird auf Grund patriarchaler Verhältnisse bezahlte wie unbezahlte Sorgearbeit noch immer eher Frauen*(1) zugewiesen, geht ihnen angeblich quasi ‚natürlich’ von der Hand. Dadurch werden Fachkompetenzen abgewertet, das Geleistete als Selbstverständlichkeit missachtet.
Niedrige Löhne in Sorgeberufen und ein elitäres Bildungssystem führen dazu, dass sich in der Care‐Arbeit außerdem soziale Ungleichheiten verfestigen. Ähnliches gilt – gestützt auf globale Lohnunterschiede – auch für eine rassistische Arbeitsteilung: migrantische Carearbeiter_innen können im globalen Norden zu Billiglöhnen ohne soziale Absicherung angeworben werden. Asyl-, Arbeitsrecht und Diskriminierungen bestimmen den Zugang.

Ein gutes Leben steht im Widerspruch zur Konkurrenz und Profitlogik des Kapitalismus. Diese Unterordnung wollen wir nicht länger hinnehmen. Gemeinsam können wir Bedingungen schaffen, unter denen unterschiedliche, individuelle, kollektive und gesellschaftliche Bedürfnisse und Interessen verwirklicht werden können.

Für ein gutes Leben für alle – weltweit!


Heraus zum queerfeministischen ersten Mai 2014!

Schließt Euch unserem Care-Blöckchen an!

Demonstration: 10 Uhr, Philipp-Scheidemann-Haus/ Halit-Platz, Kassel
Abschlusskundgebung: 11 Uhr, Drahtbrücke (Karlsaue), Kassel

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(1) Der * soll markieren, dass die Kategorie ‚Frau’ keine biologische,
sondern eine sozial hergestellte ist, hinter der sich
unterschiedliche Lebensrealitäten und Erfahrungen verbergen. Die
Verwendung dieser sprachlichen Markierung in der Resolution war
umstritten.“