Flyer mit Trans*sensiblen Beratungsstellen endlich eingetroffen!

Liebe alle,

Der von qrew erstellte Flyer mit trans*sensiblen Beratungsstellen für Betroffene sexualisierter Gewalt ist fertig und dank kreativer Unterstützung endlich griffbereit! Im neuen Jahr wird er an verschiedenen Punkten in Kassel als schicker Druckflyer ausliegen! Den Text des Flyers ohne Layout findet ihr auch nochmal ganz unten.

Infobroschüre trans*sensible Anlaufstellen Druckdatei

Gefaltete und ungefaltetet Exemplare können zudem im Infoladen „… an der Halitstraße“ oder im Nutzer*innenfach des studentischen Treffpunkts café desasta abgeholt werden.

Wo fehlen noch Flyer? Schreibt uns und wir bringen welche vorbei. Und wer etwas weiter wegwohnt, meldet euch auch! Wir haben Portogeld zur Verfügung und schicken euch gerne Exemplare zu.

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So, erst einmal alles Gute fürs nächste Jahr! Feiert schön

…eure qrew


Informationsbroschüre zu trans*sensiblen Beratungsstellen für Betroffene sexualisierter Gewalt und deren Unterstützer*innen

Sexualisierte Übergriffe und Gewalt zu erleben kann verschiedenste Emotionen auslösen. Häufig erleben die Betroffenen ein Gefühl von Ohnmacht und auch Scham, die es erschwert sich Unterstützung zu suchen, insbesondere wenn Täter*innen aus dem eigenen sozialen Umfeld kommen. Dies liegt unter anderem an einer schon lang bestehenden ‚rape culture‘, in der den Betroffenen die Verantwortung und Schuld für die erlebten Übergriffe zugesprochen wird und sie in der Beweispflicht stehen das Erlebte glaubwürdig darzustellen. Um Betroffene zu unterstützen gibt es jedoch zahlreiche parteiliche Beratungsstellen, die beratend und begleitend zur Seite stehen.

Was nach einem erlebten Übergriff als hilfreich und unterstützend empfunden wird, kann sich individuell stark unterscheiden. Neben der Kontaktaufnahme zu professionellen Beratungseinrichtungen, kann es bspw. hilfreich sein, sich an Vertrauenspersonen, wie Freund*innen, Kolleg*innen, Familie, oder vielleicht auch Ärzt*innen, zu wenden. Unabhängig von dem Erleben von Übergriffen kann es sinnvoll sein, sich zu überlegen, welche Personen im eigenen Umfeld ansprechbar wären und das auch mit den entsprechenden Menschen abzusprechen.

Für Trans*-Personen, die sexualisierte Übergriffe erlebt haben, kann es besonders schwierig sein professionelle Unterstützung zu bekommen. Viele der Einrichtungen, die Unterstützung nach erlebten sexualisierten Übergriffen und Gewalt anbieten, basieren auf dem Ansatz der parteilichen Frauenberatung und -unterstützung. Häufig richten sich diese Angebote jedoch nur an Cis-Frauen, sodass Trans*-Personen gar keine oder nur eingeschränkte Unterstützung erhalten. Vor allem im ländlichen Raum besteht ein allgemeiner Mangel an trans*sensiblen Beratungseinrichtungen.

Ein trans*offener und trans*sensibler Umgang ist gerade nach und in emotionalen Ausnahme-Situationen besonders wichtig, um sicher zu stellen, dass in der Beratung keine weitere trans*feindliche Gewalt oder Diskriminierung erlebt wird.

Weil keine*r alleine in einer solchen Situation sein sollte, haben wir eine Auflistung von verschiedensten sich als trans*offen und/oder trans*sensibel bezeichnenden Beratungseinrichtungen erstellt. An diese Einrichtungen kann sich nach dem Erleben sexualisierter Übergriffe gewendet werden. Auch Freund*innen oder Angehörige können hier Unterstützung suchen. Die aufgelisteten Einrichtungen kommen aus verschiedenen Kontexten: Manche bieten spezifische Beratung und Unterstützung für Trans*-Personen an, manche sind allgemeine Beratungsinstitutionen für Betroffene sexualisierter Gewalt.

Anzeige, Polizei und Gerichtsverfahren?!

In Einzelfällen kann es für Personen sinnvoll sein, zur Polizei Kontakt aufzunehmen. Wenn du dich dafür entscheidest, ist jedoch zu beachten, niemals alleine zur Polizei zu gehen, sondern dir vertraute und professionell geschulte Begleitpersonen zu suchen. Deshalb ist es ratsam, sich zuerst an eine Beratungseinrichtung zu wenden. Dort bekommst du eine unabhängige juristische Beratung und ggf. eine Begleitung für den Kontakt mit der Polizei. Die Beratungsstellen können dir lokale Kanzleien mit spazialisierten Anwält*innen empfehlen. Die Organisation „Weißer Ring“ vergibt für eine Erstberatung übrigens Gutscheine und wenn du kein Geld hast, übernimmt das der Staat – also hab keine Angst vor möglichen Kosten! Die*der Anwält*in begleitet dich durch das ganze Verfahren und nimmt dir den „Papierkram“ ab, schreibt mit den Behörden und Gerichten und achtet darauf, dass du deine Rechte wahrnehmen kannst, wenn du das willst.

Während der Erstellung des Flyer haben wir diskutiert, ob wir die Ansprechpartnerin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Polizei Nordhessen ebenso bei der Auflistung möglicher Anlaufstellen aufnehmen. Wir haben uns jedoch aus folgenden Gründen dagegen entschieden: Neben einer grundsätzlichen Kritik an der Institution Polizei, kritisieren wir insbesondere die polizeilichen Strukturen in Hinblick auf queere Lebensrealitäten: Polizeiliche Verfahren können als weitere Übergriffe erlebt werden, da gegenüber den Themen sexualisierte Gewalt, Homo- und Bisexualität sowie Trans* nur geringe oder keine Sensibilität besteht.

Zu beachten ist außerdem, dass die Fragen und Untersuchungen der Polizei auf eine täter*innenorientierte und juristische Beweisführung ausgelegt sind: Bei sogenannten ‚Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung‘ (‚Offizialdelikt‘) sind Polizei oder Staatsanwaltschaft in den allermeisten Fällen verpflichtet, zu ermitteln, wenn sie von einem solchen Delikt erfahren. Dies gilt auch, wenn die*der Betroffene es sich später anders überlegt. Kommt es zu einem Verfahren, wird die betroffene Person als Zeug*in betrachtet. Eine Anzeige kann, wenn sie erst einmal gestellt ist, nicht mehr zurückgezogen werden. Die Anzeige erfordert eine detailreiche Aussage sowie meistens eine körperliche Untersuchung im Krankenhaus. Die Gefahr sogenannter „Retraumatisierungen“ ist groß und die vielen Befragungen und die Prozessdauer können belastend sein – Auch die Verurteilung des*der Täter*innen ist keinesfalls sicher. Da es in den allermeisten Fällen keine anderen Zeug*innen als die betroffene Person und den*die Täter*innen gibt, kommt es besonders darauf an, wem das Gericht glaubt. Dabei gilt der Grundsatz „im Zweifel für den*die Angeklagte*n“. Gibt es also Zweifel ist dies unterm Strich oft zum Nachteil der von sexualisierter Gewalt betroffenen Person.

Lass dich vor einer Anzeige beraten und überlege gut, ob du tatsächlich ein Verfahren anstrebst. Die Beratungsstellen unterstützen dich bei dieser Entscheidung!

Weiterführende Infos zur Anzeige, Polizei und Gerichtsverfahren:

  • http://unterstuetzerinneninfo.blogsport.de/
  • http://maedchenmannschaft.net/wiederholte-polizeigewalt-an-trans-of-color/
  • https://polizeiundsexismus.wordpress.com

Trans*sensible antisexistische Beratungsstellen

Die Informationen, die wir zusammengestellt haben, bieten nur einen ersten Überblick. Wir haben versucht die folgende Auflistung von trans*sensiblen antisexistischen Beratungsstellen möglichst umfassend und vielseitig zu gestalten. Falls ihr noch Einrichtungen kennt, die hier nicht vorkommen, könnt ihr uns diese gerne nennen, damit wir sie zumindest in der Online-Version ergänzen können. Die Informationen dieses Flyers ersetzen zudem keine professionelle Beratung. In manchen Situationen kann ein professioneller therapeutischer, juristischer oder medizinischer Beistand sinnvoll sein. Auch diesen könnt ihr bspw. bei den aufgelisteten Einrichtungen erfragen.

Stadt und Kreis Kassel

eigenMächtig e.V.: Der seit 2016 bestehende Verein eigenMächtig e.V. bietet in Kassel ambulante Unterstützung für „Frauen und Trans, die in ihrer Lebensgeschichte sexualisierte, emotionale und körperliche Gewalt und Vernachlässigung erfahren haben“. Die Angebote von eigenMächtig e.V. finden hauptsächlich in Form des Betreuten Wohnens, also einer kontinuierlichen und längerfristigen Begleitung statt.
*Web: http://eigenmaechtig.de/
* Telefon: 01573563 15 93
* E-Mail: info@eigenmaechtig.de

Kasseler Hilfe: Die Kasseler Hilfe ist ein nicht spezialisiertes, von Sozialpädagog*innen betreutes Beratungs- und Begleitungsangebot für „Opfer und Zeugen von Straftaten“ im Landgerichtsbezirk (LK Kassel, Schwalm-Eder; Werra-Meißner sowie Teile des LK Waldeck-Frankenberg). Sie berät unabhängig von der Erstattung einer Anzeige und bietet auch psychosoziale Onlineberatung via E-Mail oder Einzelchat an.
* Web: https://www.kasseler-hilfe.de (Wilhelmshöher Allee 101)
* Telefon: 0561 282070
* E-Mail: info@kasseler-hilfe.de

Netzwerk Professionsethik – Professioneller Umgang mit Sexualität und Macht im Sozial- und Bildungssektor: Das in Folge der ab den 90er Jahren bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in pädagogischen Institutionen gegründete Netzwerk richtet sich an pädagogisches Fachpersonal und deren Institutionen. Durch seine Mitglieder bündelt das Netzwerk Wissen über verschiedene Anlaufstellen in Stadt und Kreis Kassel sowie Waldeck-Frankenberg.
* Web: http://professionsethik.de
* Telefon: 0561 804 2966
* E-Mail: kontakt@professionsethik.de

Weißer Ring Kassel: Die größte Opferhilfsorganisation unterstützt unbürokratisch z.B. mit Erstberatungsgutscheinen für eine kostenlose Beratung durch eine*n Anwältin*Anwalt.
* Web: http://kassel-stadt.hessen.weisser-ring.de/
* Telefon: 0151/55164705
* E-Mail: joergc.stein@gmx.de

Hessen

Broken Rainbow – Bundesverband der lesbischen, lesbisch-schwulen und transidenten Anti-Gewalt Initiativen Deutschland e.V.: Der als Netzwerk fungierende Verein Broken Rainbow mit Sitz in Frankfurt (Main), bietet neben Angeboten zu Antidiskriminierung und Bildungsarbeit,auch persönliche Beratung für „Lesben, Schwulen, Trans* und Queers, die Gewalt ausüben oder diese erfahren, telefonisch und/oder in einem persönlichen Gespräch“ an.
* Web: www.broken-rainbow.de
* Telefon: 069 70794 300
* E-Mail: beratung@broken-rainbow.de

Gewaltfreileben: Die Beratungsstelle in Frankfurt am Main für richtet sich an „lesbische und/oder trans* Frauen, die Konflikte in ihrer Partner*innenschaft, in ihrem Freund*innenkreis, Bekannt*innenkreis, durch Arbeitskolleg*innen usw. wegen ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihrer geschlechtlichen Identität erleben“. Hierzu gehört auch die Beratung und Begleitung nach Gewalterlebnissen. Beratungen können sowohl telefonisch und persönlich, als auch via E-Mail und Live-Chat stattfinden.
* Web: https://gewaltfreileben.org
* Telefon: 069 43005233
* Krisentelefon am Wochenende: 0163 9638019
* E-Mail: beratung@broken-rainbow.de

Berlin

Lesbenberatung Berlin: Die Lesbenberatung ist eine offene Anlaufstelle für Frauen, Mädchen, Trans* und Inter*. Sie ist in zwei Teilbereiche gegliedert: einem Gesundheitsbereich und dem Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich LesMigras. Eine Besonderheit: Die Internetseite bietet Informationen in den neun Sprachen: Arabisch, Englisch, Deutsch, Polnisch, Russisch, Persisch, Italienisch, Spanisch, Französisch. Bei der Lesbenberatung können auch anonym Übergriffe gemeldet werden.
* Web: http://www.lesbenberatung-berlin.de
* Telefon: 030 215 20 00
* E-Mail: info@lesbenberatung-berlin.de

TransInterQueer e.V.: Jeden Donnerstag von 16:00 bis 17:00 bietet der Berliner Interessenverband TRIQ eine telefonische Beratung für Trans*- und Inter-Personen an. Neben der Telefonberatung gibt es auch eine E-Mail-Beratung, sowie für Menschen, die in Berlin oder der Nähe wohnen auch persönliche Beratungs- und Gruppenangebote. Beratungen können (zum Teil mit Hilfe von Dolmetscher*innen) auch auf Englisch, Französisch, Italienisch, Kurdisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch und Türkisch stattfinden.
* Web: http://www.transinterqueer.org
* Telefon: 030 6167529-16
* E-Mail: beratung@transinterqueer.org

Wildwasser e.V. Berlin: Der Berliner Verein Wildwasser e.V. bietet persönliche Beratung und Selbsthilfe-Angebote für „Frauen* und Trans*, die in der Kindheit sexuelle Gewalt erlebt haben oder dies vermuten“ sowie für deren Freund*innen, Partner*innen o.ä.
* Web: http://www.wildwasser-berlin.de
* Telefon: 030 69391 92
* E-Mail: selbsthilfe@wildwasser-berlin.de

Bundesweit

Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Die Antidiskriminierungsstelle berät und unterstützt im Falle von erlebten Diskriminierungen. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf den juristischen Möglichkeiten. Die Homepage informiert auf englisch, in leichter Sprache oder deutscher Gebärdensprache. Die Beratungsanfrage kann auch auf Gebärdensprache erfolgen.
* Web: http://www.antidiskriminierungsstelle.de
* Telefon: 03018555 1865

Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Das vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben initiierte bundesweite Hilfetelefon bietet anonyme Beratung nicht nur telefonisch, sondern auch via E-Mail, sowie über „Sofort-Chat“ zwischen 12:00 und 20:00 Uhr an. Das Bundesweite Hilfetelefon schreibt auf deren Website selbst: „Das Beratungsangebot gilt unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft, Religion sowie sexueller Orientierung und Identität der hilfesuchenden Personen und bezieht Lesben, Schwule, Bisexuelle, transgender, trans- und intersexuelle sowie queere Menschen (LSBTTIQ) mit ein“. Die Homepage informiert auf englisch, französisch, spanisch, türkisch, russisch, deutscher Gebärdensprache und in leichter Sprache. Die Beratungen können auf folgenden 17 Sprachen angeboten werden: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch, Kurdisch, Rumänisch, Polnisch, Russisch, Albanisch, Bulgarisch, Serbisch, Vietnamesisch, Chinesisch, Farsi, Arabisch.
* Web: http://www.hilfetelefon.de/aktuelles.html
* Telefon: 0800 01160 16

Weitere Angebote und Informationsmöglichkeiten zu dem Thema

  • Sammlung von erlebter Trans*feindlichkeit an linken und queeren Orten: http://transfeindlichkeiten.blogsport.de/
  • hollaback – zum Veröffentlichen von erlebten Übergriffen: http://berlin.ihollaback.org/
  • Handlungsmöglichkeiten bei Gewalt in Beziehungen: Eine Broschüre für lesbische / bisexuelle Frauen und Trans*Menschen: http://www.lesbenberatung-berlin.de/tl_files/lesbenberatung-berlin/Gewalt%20(Dokus,Aufsaetze…)/LARS_internet.pdf
  • re.ACTion (2007): Antisexismus reloaded. Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt – ein Handbuch für die antisexistische Praxis. Unrast Verlag.
  • Sexualisierte Gewalt und Wahrheit – Artikel über ‚rape culture‘ von J. Fritsche: https://www.akweb.de/ak_s/ak612/35.htm, in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 612 / 19.1.2016
  • Konsens Lernen – Zine mit Erfahrungsberichten und praktischen Übungen: https://konsenslernen.noblogs.org

qrew – queerfeministisch radikal emanzipatorisch weiß nicht
queere polit gruppe kassel
* Web: http://qrew.blogsport.eu/
* E-Mail: queerkassel[at]riseup.net